Trends im E-Commerce

Heutzutage lässt sich fast alles online bestellen – von Elektronik über Katzenstreu bis hin zu Möbeln. So kauften laut Bundesverband E-Commerce und Versandhandel e.V. (bevh) die Deutschen im letzten Jahr Waren im Wert von 58,5 Milliarden Euro im Internet, wobei der höchste Umsatzanteil in den Bereichen Bekleidung, Elektronik, Computer und Schuhe erwirtschaftet wurde. Die meisten Umsätze werden dabei noch immer von den Online-Riesen Amazon und Ebay erzielt. Beim Wachstum liegen sie jedoch nicht vorne. Hier sind die klassischen Versandhändler auf dem Vormarsch, die im vergangenen Jahr um 26,2 Prozent zulegen konnten. Neben diesem stetigen Wachstum in vielen Bereichen des Onlinehandels hat vor allem die Digitalisierung Auswirkungen auf den E-Commerce. Wichtige Trends zum Onlinehandel gibt es in diesem Artikel.

Grenzen zwischen online und offline verschwimmen

Der Kampf um Kunden war im Handel schon immer groß – die steigende Präsenz der Online-Händler hat diesen noch verstärkt. Für die Kunden ist die Situation indes klar. Sie differenzieren nicht, sondern nutzen online und offline. Dies hat die KPMG-Studie „Trends im Handel 2025“ gezeigt. Zwar gilt, was im Internet bestellt werden kann, wird auch bestellt. Jedoch kauft der Kunde beratungsintensive Waren noch gerne vor Ort im Geschäft seines Vertrauens. Dass die Grenzen immer weiter verschwimmen zeigt sich nicht nur dadurch, dass stationäre Händler durch eigene Webshops in den Onlinehandel einsteigen, sondern dass auch reine online Player offline gehen und in großen Städten Filialen eröffnen. Laut Ralf Kleber, Deutschland-Chef von Amazon, sei die Eröffnung des ersten Amazon Shops in Deutschland keine Frage des Ob, sondern des Wann. Die Zukunft liegt also in der Kombination aus online und offline. Der Handel muss die Stärken beider Welten nutzen und enger vernetzen.

Der Onlinehandel erobert den Lebensmittelmarkt

Die Zeiten, in denen lediglich Artikel wie Elektronik, Bücher oder Computerspiele online gekauft wurden, sind vorbei. Mittlerweile kann fast alles online bestellt werden. Lange Zeit außen vor war dabei die Lebensmittelindustrie. Doch auch dieses Marktsegment wird nun vom Online-Handel erobert. Wie so oft nimmt auch hier Amazon eine Vorreiterrolle ein. Der Online-Riese will auch im Lebensmittelumfeld seine Möglichkeiten ausloten. Die Deutschen, so scheint es, sind jedoch noch nicht bereit dafür. Zumindest was Lebensmittel des täglichen Bedarfs anbelangt. Dies ist vor allem daran erkennbar, dass bisherige Anbieter wie Rewe noch wenig genutzt werden. Spezielle Lebensmittel, wie beispielsweise hochwertiges Fleisch oder exklusive Weine, werden jedoch auch jetzt schon online erfolgreich vertrieben und von Verbrauchern akzeptiert. Ob die Deutschen auch den regulären Lebensmittelkauf online für sich entdecken, wird die Zukunft zeigen. Eine Grundvoraussetzung dafür ist, dass „Same Day Delivery“ flächendeckend und auch im ländlichen Raum zum Standard wird und sich auch die Verbreitung von gekühlten Abholstationen durchsetzt. Ist diese logistische Herausforderung gelöst, so werden wohl auch die Deutschen den Lebensmittelkauf online für sich entdecken.

Assistenzsysteme, SB-Kassen und Verkaufsroboter

Auf Verkaufsassistenten, in Form von Robotern oder Maschinen, werden wir in Zukunft im stationären Handel immer häufiger treffen. So gibt es bereits Versuchsprojekte, wie beispielsweise bei Media Markt oder Saturn, bei denen Kunden durch Roboter in Empfang genommen werden, die die grundlegenden Funktionen des gewünschten Produktes erklären. Wird es zu komplex, holt die Maschine automatisch einen menschlichen Fachverkäufer hinzu, der Kunden dann individuell berät. Zudem können die Sprachassistenten, durch den direkten Austausch mit Kunden und durch die Vernetzung mit anderen Smart Devices, die Einkaufsplanung sowie den Einkaufsprozess erleichtern und gleichzeitig dem Handel wertvolle Einblicke in Kundenbedürfnisse liefern. Auch sonst wird die Technisierung immer stärker unterstützend im Offlinehandel eingesetzt, zum Beispiel über Touchscreen gesteuerte Assistenzsysteme oder den Einsatz von Tablets als Hilfsmittel im Verkauf. Auch Verkaufsassistenten im Wohnzimmer erfahren immer größere Beliebtheit. So erledigen Systeme wie der Amazon Echo Dot oder Google Home Mini den Einkauf ganz selbstständig auf Zuruf.

Einkaufserlebnis

Weiterhin sollte ein zentraler Fokus auf der stetigen Verbesserung des Einkaufserlebnisses liegen. Denn abgesehen vom täglichen Pflichteinkaufsprogramm möchte der Kunden beim Shoppen ein echtes Einkaufserlebnis. Der Kunde wünscht, über Produkte genau informiert und beraten zu werden. Dies kann auch dem Händler Vorteile bringen, denn durch soziale Medien wird jeder Kunde schnell zum Botschafter des Produktes. Gute Beratung ist dabei nicht nur im Ladengeschäft vor Ort möglich. Auch Onlineshops rüsten mit intelligenten Suchsystemen und Verkaufsassistenten auf. Die Baumarkt-Kette Obi macht dies vor. Hier berät ein Verkaufsassistent, beispielsweise beim Rasenmäherkauf, und führt den Kunden schrittweise zu den für seinen Bedarf passensten Produkte.

Personalisierte Werbung auch im stationären Handel

Die kundenspezifische Ansprache ist die Kernkompetenz im Onlinehandel. Durch Maßnahmen wie beispielsweise Targeting- und Retargeting-Werbung hält der Onlinehandel den Kontakt zu seinen Kunden aufrecht und wertet gleichzeitig alle Vorlieben und Einkaufsgewohnheiten aus. Doch auch der stationäre Handel beginnt, Kunden mit speziell abgestimmter Werbung anzusprechen. Die Supermarktkette Real und auch die deutsche Post haben bereits in einzelnen Filialen Gesichtserkennung in den Kassenschlangen erprobt. So wird dem Kunden passende Werbung während der Wartezeit ausgespielt. Für viele Kunden ist dies bis jetzt jedoch eher abschreckend. So wird dieser Trend noch einige Zeit brauchen, bis er die Akzeptanz der Kundschaft erreicht.

Mobile Payment

Das Smartphone als Zahlungsmittel wird bei uns häufig noch eher kritisch betrachtet. Mobile-Payment-Apps sind in Deutschland noch nicht so weit verbreitet wie in anderen Ländern. Jedoch könnte sich dies bald ändern. Apple und Android planen, NFC-basierte Bezahlformate auf den Markt zu bringen, die den Durchbruch für das Bezahlen via Smartphone bringen könnten. Dann lassen sich alle gängigen Debit- und Kreditkarten ebenso wie Kundenkarten und Bonus-Sammel-Accounts auf dem Smartphone speichern und online wie offline einsetzen. Allgemein ist die NFC-Technologie auf dem Vormarsch. So gibt es auch vermehrt Anbieter von Uhren, wie beispielsweise Garmin, die ihre Produkte mit der digitalen Bezahlfunktion ausstatten. Die völlige Abkehr der Nutzer von Bargeld ist jedoch nicht zu erwarten. Denn die Liebe der Deutschen zum Bargeld ist bislang ungebrochen. So ermittelte kürzlich die ING-DiBa, dass sich 84 Prozent der Deutschen ein Leben ohne Bargeld noch nicht vorstellen können.

Neben all den technischen Errungenschaften, bei denen der Onlinehandel natürlich am Puls der Zeit bleiben muss, bleibt entscheidend, auf die Kernfragen der Kunden Antworten zu finden. Warum ich? Warum jetzt? Warum hier? Dafür braucht es exzellente Produktdaten, mit denen sich konkrete persönliche Nutzungsfragen der Kunden beantworten lassen. Neue Technologien können diesen Prozess wunderbar unterstützen, jedoch darf der Blick aus Kundensicht nie außer Acht gelassen werden.